Der Stuhlgang ist oft der ehrlichste Gesundheitsindikator – er redet mit uns, auch wenn wir nicht über ihn reden wollen. Trotzdem wird das Thema seit Jahrzehnten tabuisiert, obwohl es genau das nicht sein sollte. Der Blick in die Schüssel zeigt oft früher als jedes Symptom, wie es unserem Körper gerade geht.
Und mal ehrlich: Jede:r schaut zumindest kurz hin, bevor gespült wird. Also reden wir drüber.
Kot und Gesundheit
Kot ist das Endergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus Ernährung, Verdauung, Darmflora, Stress, Bewegung und Schlaf. Wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät, zeigt sich das häufig zuerst im Toilettenbecken. Deshalb lohnt es sich, die Signale zu kennen.

Was gesunder Stuhlgang eigentlich ist
Es gibt kein „perfekt“, aber ein paar klare Richtwerte:
- 1–2x täglich oder 3x pro Woche ist normal
- Konsistenz: geformt, weich, nicht breiig
- keine Schmerzen, kein Pressen
- Toilettengang dauert nicht lange
Wenn alles in Balance ist, fühlt sich auch der Stuhlgang genau so an.
Die sieben Typen der Bristol-Stuhlformen
Typ 1 – Kleine, harte Kügelchen („Steinchen“)
Ein klassisches Zeichen für Verstopfung.
Zu wenig Flüssigkeit oder Ballaststoffe → der Darm arbeitet zu langsam und trocknet den Stuhl aus.
Typ 2 – Klumpige, wurstartige Form
Ebenfalls Verstopfung – nur weniger extrem als Typ 1.
Der Stuhl ist trocken und fest, der Transport im Darm verlangsamt.
Typ 3 – Wurst mit Rissen an der Oberfläche
Etwas fest, aber noch völlig im Rahmen.
Kann durch Stress, Flüssigkeitsmangel oder wenig Bewegung entstehen.
Typ 4 – Glatt, weich und wurstartig (der „Goldstandard“)
Das ideale Ergebnis.
Rutscht problemlos, hinterlässt kaum Spuren und zeigt, dass Verdauung, Ernährung und Darmflora gut zusammenarbeiten.
Typ 5 – Weiche Klümpchen, aber klar geformt
Absolut okay.
Kommt oft vor, wenn man viele Früchte, Gemüse oder Ballaststoffe gegessen hat.
Typ 6 – Breiig, unruhige Ränder
Hinweis auf Durchfall.
Der Darm arbeitet zu schnell, z. B. durch Stress, ungewohntes Essen oder einen Infekt.
Wichtig: viel trinken.
Typ 7 – Flüssig, ohne feste Bestandteile
Echter Durchfall.
Meist verursacht durch Viren, Bakterien oder Lebensmittel.
Wenn es länger als 2–3 Tage anhält oder Blut dabei ist → ärztlich abklären.

Stuhlfarben: Was sie bedeuten können
- Hell- bis dunkelbraun: normal
- Grün: viel Gemüse, Eisen, schneller Transit
- Gelb: mögliche Fettverdauungsstörung
- Rot: Rote Beete, Tomaten – oder Blut
- Schwarz: Eisen oder Blut aus dem oberen Verdauungstrakt
- Weiß / Lehm: Gallenproblem – unbedingt ärztlich prüfen
Manchmal ist auch einfach das gegessene Lebensmittel schuld (Blaubeeren, Rotwein, Rote Beete, Eisenpräparate).
Geruch: Wann ist er auffällig?
Stuhl riecht – das ist normal.
Auffällig ist es bei:
- extrem fauligem Geruch → Infekt oder Fettverdauungsproblem
- süßlich-faulig → mögliche Malabsorption
- ungewöhnlich stark → Darmflora gestört
Ernährung (Zucker, Alkohol, Fleisch, Fertigprodukte) beeinflusst den Geruch stark.
Wie oft ist normal?
Der Darm liebt Routine.
Ungewöhnlich wird es bei:
- plötzlichen Veränderungen
- langem Sitzenmüssen
- Gefühl der unvollständigen Entleerung
- ständigem Druck ohne Ergebnis
Wie viel sind 30 g Ballaststoffe pro Tag?
Die Empfehlung lautet: 30 g Ballaststoffe täglich – aber wie viel ist das überhaupt?
Hier zwei simple Beispiele, die zusammen ungefähr auf diese Menge kommen:
Beispiel 1 – ca. 15 g:
– 2 Scheiben Vollkornbrot
– 1 Apfel
– eine kleine Portion Gemüse (z. B. Brokkoli)
Beispiel 2 – ca. 15 g:
– Joghurt-Bowl mit
– 50 g Haferflocken
– 1 EL Chiasamen
– einer Portion Beeren
Zusammen ergeben diese beiden Mahlzeiten ungefähr die empfohlenen 30 g Ballaststoffe pro Tag – ohne komplizierte Rechnerei.
Tipps für eine gesunde Verdauung
- ballaststoffreich essen
- 1,5–2 Liter Wasser täglich
- regelmäßige Bewegung
- fermentierte Lebensmittel
- Stress reduzieren (Pausen, Atmung, Rituale)
- feste Essenszeiten helfen dem Darm

Warum wir bei ÖKlo offen über Kot sprechen
Toiletten sind Orte, an denen wir ganz nah an uns selbst sind – im wahrsten Sinne. Und genau dort können wir auch Wissen vermitteln, das weiterhilft: humorvoll, niedrigschwellig und ohne Schamgefühl.
Fazit
Der Blick in die Toilette ist kein Tabu, sondern ein kleiner Gesundheitscheck. Wer die Signale kennt, erkennt Veränderungen früh – und versteht den eigenen Körper besser.